22. bis 29. Oktober 2018
Tag 35: Montag, 22. Oktober 2018
Auf dem Plateau de Lhers hatten wir eine sehr ruhige Nacht, die Kühe ließen uns unsere Ruhe. Am Morgen wachten wir erst spät zum Läuten ihrer Glocken auf. Auf dem Stellplatz frühstückten wir in der Sonne draußen vor dem Bus.
Nach Verdauen und etwas Arbeit packten wir die Mountainbikes aus und fuhren erst einen kurzen Abstecher in Richtung Pyrenäenhauptkamm. Da dort der französische Nationalpark beginnt, darf man nicht weiter radeln. Also ging es ein Stück zurück und dann den Hang nordöstlich vom Stellplatz in Spitzkehren nach oben. Nach gut 500 Höhenmetern zogen feuchte Wolken in den Hang und nahmen uns die Sonne. Es wurde ganz schön frisch und wir fuhren ausgepowert wieder runter auf unseren Stellplatz.
Die Chefin vom Stellplatz kam vorbei und informierte uns, dass wegen Sprengarbeiten die Straße in Richtung Spanien zum Col du Somport am Dienstag den ganzen Tag gesperrt sein würde, vielleicht sogar länger. Mist, genau die Strecke zum berühmten Bahnhof von Canfranc, wo wir noch hinwollten.
Tag 36: Dienstag, 23. Oktober 2018
Am Dienstag war das Wetter ziemlich gut, frisches Brot wurde am Stellplatz angeliefert und wir trödelten rum, nicht so recht wissend, was wir machen sollten wegen dieser Straßensperrung. Auf Radfahren hatten wir irgendwie keine Lust und beobachteten lieber, wie die Hirten Kühe und Schafe für den Abtransport ins Tal zusammen trieben.
Irgendwann beschlossen wir, einfach mal in Richtung der Straßensperre, die eigentlich mindestens bis 19 Uhr dauern sollte zu fahren. Als wird dort am späten Nachmittag ankamen, standen schon ein paar Autos und LKWs an der Barriere. Wir konnten in Erfahrung bringen, dass die Sperre vielleicht schon zwei Stunden früher aufgehoben werden würde. Wir blieben also einfach stehen und arbeiteten im Bus.
Und tatsächlich ging es weiter und wir konnten in Richtung Spanien fahren. Unter dem Col du Somport gibt es auch einen Tunnel, wir entscheiden uns aber für die Straße über die Passhöhe (1.632 m) – wunderschön!
Auf der spanischen Seite der Grenze ist übrigens kein Nationalpark ausgewiesen und deswegen beginnt direkt an der Grenze ein großes Skigebiet.
In Canfranc hielten wir an dem riesengroßen Bahnhof – ein Lost Place: vor 90 Jahren wurde die Strecke von Paris nach Madrid eingeweiht und damit auch der Bahnhof, damals der zweitgrößte in Europa. Eigentlich war er von Anfang an zu groß dimensioniert. Als dann 1970 auf der französischen Seite bei einem Zugunglück eine Brücke einstürzte, wurde die Zugverbindung von Frankreich eingestellt. Nur noch kleine Regionalbahnen verkehren jetzt auf der spanischen Seite und das riesige Gebäude steht leer. Derzeit arbeitet man auf der französischen Seite aber tatsächlich an einer Wiederinbetriebnahme der Strecke, wir konnten Rodungsarbeiten auf den mittlerweile zugewachsenen Gleisen beobachten. Wir sind gespannt, was passieren wird.
Von Canfranc fuhren wir ein Stück in Richtung Süden und weiter südlich der Pyrenäen in Richtung Osten: die Heimfahrt wartete auf uns. Da uns noch ein paar tolle Pässe auf der französischen Route des Cols fehlten, peilten wir den Tunnel von Bielsa an, um wieder nach Frankreich zu fahren. Dafür kamen wir noch mal an Boltana vorbei, wo wir gut zwei Wochen vorher auf dem Campingplatz standen.
Vorbei an Ainsa kamen wir in den letzten Ort auf der spanischen Seite, Bielsa, und suchten uns dort einen Parkplatz für die Nacht.
Tag 37: Mittwoch, 24. Oktober 2018
Da uns heute viele Strecke über einige Pässe erwartete standen wir früh auf und machten uns auf den Weg durch den Tunnel von Bielsa zurück nach Frankreich.
Auf der anderen Seite des Tunnels kamen wir erst mal wieder nach Saint Lary-Soulan, wo wir ja ganze fünf Nächte recht am Anfang der Tour auf dem Campingplatz Rioumajou verbracht hatten. Erneut fuhren wir über den Pass Col de Val Louron-Azet (1.580 m).
Von dort ging es weiter zum Altiport 007 in Peyragudes. Dieser Bergflughafen mit einer extrem steilen Landebahn war der Drehort für den James Bond-Film “Der Morgen stirbt nie” (1997) und wurde deswegen entsprechend umbenannt. Letztes Jahr endete hier eine spannende Etappe der Tour de France.
Wir frühstückten auf einem Picknickplatz direkt an der Landebahn bei bestem Sonnenschein und machten schöne Fotos, hatten wir doch einige der großartigen Pässe, die wir bezwungen hatten, im Blick.
Von dort ging es weiter über die Passhöhe oberhalb von Peyragudes (1.645 ). Wir passierten auf der Abfahrt nach Bagnères de Louchon auch noch mal den Col de Peyresourde (1.569 m).
Aber die nächsten Pässe warteten schon auf uns: der Col de Menté (1.349 m), wo Luis Ocaña bei einem Sturz 1971 den Gesamtsieg der Tour de France verlor (ein Gedenktafel erinnert heute daran). Danach ging es auf den Col de Portet d’Aspet (1.069 m) und weiter zum Col de la Core (1.395 m).
Im Anschluss erwarteten uns noch drei wunderschöne Pässe: der Col de Latrape (1.110 m), der besonders hervorzuhebende Col d’Agnes (1.570 m) und den Port de Lers (1.517 m).
Im Anschluss machten wir einen Abstecher nach Andorra, kauften dort ein paar Kleinigkeiten ein und tankten auf der höchsten Tankstelle Europas auf dem Port d’Envalira (2.407 m) (hier waren wir auf dieser Tour ja auch schon gewesen).
Über den Col de Puymorens (1.920 m) näherten wir uns noch mal kurz der spanischen Grenze und landeten schließlich in der spanischen Enklave Llivia (der Ort ist komplett von französischem Staatsgebiet umgeben), um uns dort gute Pizza abzuholen und die Nacht am Freibad zu verbringen.
Nach elf Pässen an einem Tag hatten wir auch echt genug Fahrerei gehabt.
Hier seht Ihr das Höhenprofil von diesem Tag (am Anfang ist ein Ausreisser, da die Höhenpunkte des Tunnels von Bielsa nicht so ganz stimmen):
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Tag 38: Donnerstag, 25. Oktober 2018
Bevor wir uns jetzt endgültig auf den Heimweg machen mussten, stoppten wir kurz vor Perpignan, um einzukaufen, Wäsche zu waschen und den Bus von außen gründlich zu reinigen (für die Messe in Bern sollte er ja wieder ordentlich aussehen).
Und dann ging es auf die Autobahn in Richtung Schweiz. Vorbei am Mittelmeer, konnten wir auch einen Blick auf den Mont Ventoux erhaschen und begannen schon wieder von den den nächsten Touren über Pässe und Bergstraßen zu träumen.
Dann wurde auch noch der Kurs der nächstjährigen Tour de France veröffentlicht – das Fernweh zwickte also schon auf der Heimfahrt ordentlich.
Kurz vor der Grenze zur Schweiz machten wir in Annecy an einem Halal-Burgerladen einen Stopp. Durch den Stadtrand von Genf mussten wir noch einen kleinen Umweg nehmen, um die Schweizer Vignette zu kaufen (wir waren uns nicht sicher, ob direkt an der Grenze auf der Autobahn eine Verkaufsstelle war und die Tankstellen davor hatten wir alle verpasst).
Nach Mitternacht kamen wir in Bern am Messegelände an und bekamen dort zwischen vielen großen Wohnmobilen ein Plätzchen für unser kleines Büssli.
Tag 39 bis 42: Freitag bis Montag, 26. bis 29. Oktober 2018
Auf dem Suisse Caravan Salon verbrachten wir am Freitag erst mal einen Tag mit der Vorbereitung unserer Vorträge und besuchten den Marokko-Vortrag von Rolf (womoblog.ch).
Von Samstag bis Montag standen wir dann für insgesamt zehn Vorträge mit sechs verschiedenen Themen auf der Bühne. Hier könnt ihr unsere kurze Nachlese dazu finden.
Am Montagabend brachen wir in Bern unser Lager auf und machten uns auf den Weg zurück nach Deutschland. Aber halt, stop: so reibungslos lief das nicht – die Birne von einem unserer Abblendlichter war schon wieder kaputt, der Wechsel war – wie immer – total kompliziert, aber irgendwann saß das Birnchen dann (wenn auch leicht schief). Rund um Bern war noch zäher Feierabendverkehr angesagt, aber ab Basel lief es gut. Mit dem fast schon obligatorischen Stopp bei einem Burger King kamen wir gegen Mitternacht zurück in den Odenwald, wo uns Selenas Geschwister samt unserer kleinen Nichte schon erwarteten.