15. bis 17. Februar 2019
Tag 53: Freitag, 15. Februar 2019
Der Platz, den wir am Vortag gefunden hatten, blieb auch am sonnigen Freitag unser Platz bis zum späten Nachmittag. Wir entspannten in der Sonne und buchten per Internet unser Ticket von Cagliari, Sardinien, nach Palermo, Sizilien. Diese Route verkehrt im Winter nur einmal pro Woche, deswegen hatten wir uns entschieden, doch schon weiterzureisen, statt noch eine Woche auf Sardinien zu bleiben oder den Umweg übers Festland zu nehmen.
Die Fahrt von der kleinen Insel Sant’Antioco vor der Südwestküste Sardiniens verlief frei von Blockaden durch Demonstranten, so dass wir pünktlich im Hafen ankamen. Dort wurden wir von den ersten Kontrolleuren aufgrund unserer Internetbuchung reingewunken, beim zweiten Kontrolleur aber wieder rausgeschickt, da wir noch keinen Boarding Pass hatten. Den Check-in konnten wir im Büro von Tirrenia schnell erledigen und wurden anschließend im Hafen direkt in den Bauch des Schiffes gewunken.
An der Rezeption wurde uns dann die gebuchte Zweier-Außenkabine zugewiesen. Das Zimmer war tatsächlich luxuriös groß und im Bad hatten wir sogar eine Badewanne, aber insgesamt war das Schiff und sein Interieur schon ziemlich in die Jahre gekommen. Und nein, wir haben kein Zimmer mit einem Gemälde von Cagliari statt Fenster, das war wirklich der Ausblick auf die abendliche Stadt.
Danach erkundeten wir das Schiff und hatten vom offenen Deck einen tollen Blick auf die Altstadt von Cagliari.
Auch unser Selfie sieht schon wieder aus, als posierten wir vor einem Poster, oder nicht?
Das Schiff legte sehr pünktlich ab zur 13-stündigen Überfahrt. Als das SB-Restaurant geöffnet hatte, gab es zum Abendessen mittelmäßige Lasagne, bevor wir uns ins Bett kuschelten und noch ein paar Folgen “The Good Wife” auf dem Tablet anschauten.
Unser Fazit zu Sardinien:
Die italienische Insel hat uns gut gefallen. Wir genossen italienisches Flair mit entspannten Menschen, leckerem Essen und abwechslungsreicher Landschaft. Den Winterschlaf der Insel spürte man merklich, was heißt, dass viele Restaurants geschlossen waren und wir auf unserer Route auch keinen offenen Campingplatz fanden. Nicht, dass wir darauf angewiesen waren bzw. irgendwas vermisst hätten, aber wir entschieden uns deshalb gegen einen längeren Aufenthalt auf Sardinien mit Strandaufenthalt. Dennoch war hier mehr Leben im Vergleich zu unserem Besuch auf Mallorca oder Korsika, da hier einfach mehr Menschen das ganze Jahr leben.
Unser Highlight war eindeutig das wunderschöne Städtchen Bosa. Hier genossen wir echtes italienisches Leben vor beeindruckender Kulisse, leckere Pizza und tolle Kultur zum Bestaunen.
Freistehplätze findet man übrigens im Winter wirklich überall sehr einfach und wir fühlten uns nie unwillkommen.
Vielleicht kommen wir also wieder, wenn das Leben nicht auf dem Höhepunkt, aber eben lebendiger als im Winter ist – Ihr wisst, was wir meinen, oder?
Tag 54: Samstag, 16. Februar 2019
Der Seegang war nachts recht ruhig und wir konnten halbwegs gut schlafen. Trotzdem wachten wir mit Rückenschmerzen auf, da die Betten nicht wirklich bequem waren.
Um 7:30 Uhr klopfte der Weck-Service an der Kabinentür, aber wir waren schon mittendrin, eine Dusche zu genießen, ohne allzu sehr auf die Wassermenge achten zu müssen. Vom offenen Deck verfolgten wir dann das Einlaufen in den Hafen von Palermo.
Die sizilianische Hauptstadt präsentierte sich in der warmen Morgensonne von seiner besten Seite und wir freuten uns auf die Besichtigung.
Um kurz nach 8 Uhr konnten wir schon zum Parkdeck gehen und kamen so total pünktlich in Palermo an. Wir hatten zuvor recherchiert und einen bewachten Parkplatz, auch für Wohnmobile, mitten im Zentrum entdeckt. Dank Samstag war der Verkehr auf den Straßen recht erträglich und wir kamen sehr schnell auf dem Parkplatz an. Dort nutzten wir direkt die V+E-Station für Wohnmobile und füllten unseren fast leeren Wassertank.
Der nette Parkplatzbetreiber wies uns einen Parkplatz zu und informierte uns über die Preise (20 € für 24 h).
Wir parkten und liefen gleich los in Richtung Kapuzinergruft, gerade mal ein paar Minuten Spaziergang entfernt, wo über 8.000 Tote mehr oder minder balsamiert besucht werden können. Fotografieren ist dort natürlich verboten, weshalb wir Euch keine Fotos aus der Gruft präsentieren können. Aber vielleicht ist das auch besser so, der Ort ist ziemlich gespenstisch und man wartet die ganze Zeit darauf, dass eine Leiche die Augen öffnet oder mit dem Finger zuckt…. spooky! Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ließen sich reiche Bürger der Stadt dort noch nach dem Tod präparieren, bis der letzte Mönch, der dieses Handwerk beherrschte, das Geheimnis dieser Kunst selber mit ins Grab nahm.
Anschließend liefen wir durch die meist recht schmutzigen und von zerbröselnden, oft verlassenen Häusern gesäumten Straßen weiter in den historischen Kern von Palermo.
Dabei kamen wir am Palazzo dei Normanni vorbei und liefen über den Mercato Ballaró.
Schließlich landeten wir auf der Piazza Bellini in einem Restaurant, welches Selena schon von ihrem Besuch vor knapp zwei Jahren kannte (hier findet Ihr den Bericht dazu). Die Antipasti waren superlecker und die Pizza kurz vor Mittag als Frühstücksersatz sättigte uns wunderbar.
Anschließend bestaunten wir den Gegensatz zwischen dem schicken Brunnen Fontana Pretoria und den reichlich renovierungsbedürftigen Gebäuden drum herum.
Palermo ist absolut kontrastreich – abgerissen, schick, dreckig, wunderschön, runtergerockt, lebendig – wir sind vollkommen hingerissen!
Die Kathedrale war unser nächster Stopp, ein sehr interessanter Stilmix, gerade der Vergleich vom arabisch-normannischen Äußeren zum klassizistischen Inneren.
Wir flanierten weiter durchs Zentrum, bestaunten noch mehr Kirchen, landeten irgendwann im Hafen und schlängelten uns durch die Gassen wieder zurück in Richtung Parkplatz.
An unserem Stellplatz machten wir dann Siesta im Bus und legten zu ein paar gestreamten Serien im Bett die Füße hoch, bevor wir zum Abendessen wieder losmarschierten.
Selena hatte in einem Reiseführer ein Restauranttipp gefunden, der 15 Minuten zu Fuß von unserem Stellplatz entfernt war. Beim Verlassen des Stellplatzes, kam einer der Angestellten uns hinterher und fragte, wo wir hinwollen, ins Zentrum ginge es nämlich in die andere Richtung. Wir zeigten ihm die Google-Wegbeschreibung zum Restaurant und er riet uns von der Route ab, wir sollten lieber in die andere Richtung gehen, da kämen wir auch hin. Ok, wenn uns ein Einheimischer das sagt, wird nicht weiter hinterfragt, sondern einfach gemacht. Angekommen sind wir natürlich wohlbehalten und wir speisten überaus köstlich unter vielen sizillanischen Familien, die es sich hier auch schmecken ließen.
Alleine die Vorspeisen waren ein Highlight. Selena aß einen Salat mit Cocktailtomaten, Oliven und wahnsinnig zarten, warmen, gesotteten Fleischwürfeln. Ich ließ mir einen Oktopussalat mit Kartoffeln schmecken. Zum Hauptgang gab es für Selena Pasta mit allerlei Grün und ich schlemmte frittierte Frutti di Mare. Generell wird in Palermo viel frittiert gegessen – Kroketten, Reisbällchen etc.
Zurück am Bus und nach knapp 30.000 Schritten (~ 21 km) freuten wir uns und unsere Füße sich über eine heiße Dusche. Danach schauten wir im Bett noch unsere Serie weiter und schliefen hundemüde ein.
Tag 55: Sonntag, 17. Februar 2019
Frühmorgens klingelte uns der Wecker aus dem Bett, wir wollten nämlich bei möglichst wenig Verkehr aus der Hauptstadt raus. Wir ver- und entsorgten noch, zahlten die Stellplatzgebühr, bedankten uns für den genialen Platz (hier gibt es von uns ein paar Infos zu diesem Stellplatz) mitten in der Metropole und fuhren los.
Kurz vor der Autobahnauffahrt erspähten wir noch einen Bäcker am Straßenrand – perfekt! Ich kaufte gefühlt den halben Laden leer (nein, das nicht, dafür war der Laden zu groß, aber es war sehr viel!)
Der Stadtverkehr war um die Uhrzeit wirklich easy und wir kamen wunderbar aus der Stadt raus.
Ins Navi hatten wir Catania als Ziel eingegeben, denn wir wollten Sizilien vorerst schon wieder verlassen. Es sollte weiter nach Malta gehen – unser 45. Reiseland mit WHATABUS und wir waren schon ganz aufgeregt. Auf der Autobahn lief der Verkehr entspannt, nur die vielen Brückenbaustellen nervten etwas (wir hatten noch nie so viele Brücken in so einem erbärmlichen Zustand gesehen und die ganze Autobahn quer durch die Insel bestand fast nur aus Brücken).
Unser Plan ist, Sizilien nach Malta in aller Ruhe und auch mit etwas Entspannung samt Campingplatz-Luxus zu genießen. Aber jetzt war erst nochmal etwas Abenteuer angesagt.
An einem Autobahnparkplatz hielten wir für ein ausgiebiges Frühstück an. Die leckeren Teilchen vom Bäcker und das fantastische Brot verspeisten wir schnell, weil es so lecker war. Der Versuch, das Fährticket von Catania nach Malta zu buchen, schlug online leider fehl – wir waren wohl schon zu spät dran.
In Catania angekommen fuhren wir direkt an den Ticketschalter. Der Schalter öffnete erst eine Stunde später und so dachten wir, wir könnten die Wartezeit für eine Fahrt mit dem Bus einmal durch die Innenstadt Catanias nutzen. Naja, schön gedacht, weit kamen wir dank fettem Stau nicht. Also ging es beim nächsten Kreisel wieder zurück an den Hafen und dort warteten wir in der Sonne, bis der Ticketschalter öffnete.
Mit italienischer (oder war es sizillianische?) Verspätung erschien das Personal und verkaufte uns für 108,- € ein Ticket für die gut siebenstündige Überfahrt nach Malta, auf der übrigens ruhige See gemeldet war (Danke, Wolfgang, für das Wetter-Update!).
Mit den Bordkarten durften wir in den Hafen einfahren und suchten unsere Fähre, was auf dem riesigen Gelände gar nicht so einfach war, aber klappte.
Wir mussten nur kurz warten, bis wir an Bord der Grimaldi-Fähre fahren durften. Und wir waren nicht die einzigen Camper an Bord, in der Garage grüßten wir ein junges deutsches Pärchen, das mit einem alten Krankenwagen ebenfalls auf die Insel Malta unterwegs war.
Vom offenen Deck sahen wir das Seenotrettungsschiff “Sea Watch 3”, das von den Behörden im Hafen Catania festgehalten wird, statt Schiffbrüchige im Mittelmeer retten zu dürfen – ein Schande für Europa, dass man den Einsatz verhindert und die Retter mit Schiffbrüchigen an Bord teils wochenlang nicht an Land gehen lässt.
Von der anderen Seite hatten wir einen guten Blick auf Catania mit dem leicht rauchenden Ätna im Hintergrund.
Das Schiff hatte definitiv schon bessere Zeiten gesehen, Luxus war hier nicht geboten. Aber der Kaffee schmeckte und wir hatten eine Steckdose für die Notebooks, um zu arbeiten. Nach dem Ablegen hatten wir noch länger Netz, da wir der sizilianischen Ostküste von Catania in Richtung Süden folgten, bevor es aufs offene Meer in Richtung Malta ging.
Mit knapp zwei Stunden Verspätung legten wir erst nach 2 Uhr nachts im Hafen von Valletta auf Malta an. Der Bus war während der Überfahrt doch tatsächlich festgebunden worden. Als die Fesseln gelöst waren, konnten wir schnell das Schiff verlassen und rollten los in den Linksverkehr von Malta – Gottseidank war dank der Uhrzeit kein Verkehr auf den Straßen und der erste Blick durch die Hauptstadt war schon beeindruckend.
Auf Google Maps hatten wir im Luftbild einen großen Parkplatz außerhalb der Stadt bei “The Music Fountain” ausgemacht, direkt am Meer. Nachts kamen wir auf dem total leeren Parkplatz an und konnten diesen Brunnen noch nicht so ganz zuordnen.
Am Morgen weckten uns dann ab ca. 9 Uhr Rockhits aus den Lautsprechern des Brunnens, der aber wasserlos blieb. Der Parkplatz hatte sich komplett gefüllt, während wir schliefen.
Die vorbeilaufenden Malteser interessieren sich nicht wirklich für uns, nicken uns aber freundlich zu, während wir Kaffee trinken und die Sonne genießen. Wir sind gespannt, was Malta so bringen wird!
Hallo, ich bin gespannt, wie euch Malta gefällt. Wir waren vor einigen Jahren im November dort. Wir empfanden es wie Klein-England mit südlichem Flair. Weiterhin viel Spaß. Liebe Grüße Marlies
Hallo Marlies,
die ersten zwei Tage waren auf den Straßen reichlich chaotisch, aber ansonsten finden wir die Insel ganz charmant, eine Mischung aus Italien und England, also so wie Du es auch empfandest. Aber wir erkunden jetzt erst mal weiter.
Viele liebe Grüße von Malta,
Marc und Selena
Wenn Ihr dann wieder Sizilien erkundet, kann Euch noch einen interessanten Campingplatz nennen:
Rais Gerbi
Witzig sind dort die Iglus – allerdings aus Beton. Sagenhaft waren dort immer die Pizzaaaaaaahs.
Lebte etliche Jahre in Tunesien bin von Tunis mit der Fähre immer mal wieder nach Trapani gefahren.
Der Campingplatz liegt etwa auf halber Strecke zwischen Trapani und Palermo.
Übernachtet habe ich dort in der wärmeren Jahreszeit in einer Strandmuschel, im Winter in einem dieser Iglus.
Wünsche Euch noch viele schöne Erlebnisse auf Eurer Tour.
LG Hermann
Hallo Hermann,
danke für den Tipp, haben wir diesen Platz doch tatsächlich schon überlegt.
Selena war vor zwei Jahren ganz in der Nähe in Cefalu und begeistert von diesem Ort. Deswegen wollten wir dort wohl wieder hin. Und Du lieferst mit der Pizza natürlich ein ganz enormes weiteres Argument 😉
Viele liebe Grüße von Malta,
Marc