Du fährst nicht Marc? Generell nicht? Hast du gerade keinen Führerschein? Trinkst du gerne mal zu viel? Musst du deine MPU noch machen? Frauen sind doch zum Fahren gar nicht gemacht! Meine Frau traut sich das nicht.
Solche Fragen und Sprüche dürfen wir uns oft anhören, wenn Marc erzählt, dass ich WHATABUS fahre. Wir blicken dann meist in ziemlich erstaunte Gesichter. Und nicht nur von Männern, auch von Frauen hören wir, sie trauen sich nicht so recht mit so einem großen Auto (ist ein Kastenwagen so groß?) zu fahren.
Dann diese ganzen überaus lustigen Vorurteile, dass Frauen sich schminken, ihre Nägel feilen und die Frisur richten, sind einfach unnötig. So viele Hundewelpen und Cola-Light trinkenden Hotties können gar nicht am Straßenrand stehen um uns abzulenken. Also ganz ruhig liebe Machos, ich stehe tatsächlich gerne mal am Herd und den Abwasch mache ich auch lieber selbst, da Marc dabei den halben Bus unter Wasser setzt. Aber ernsthaft – in welcher Zeit leben wir, dass Auto- oder sagen wir Campingmobilfahrende Frauen immer noch so außergewöhnlich sind?
Kann Marc überhaupt Auto fahren? Ja, das kann er, und sogar sehr gut. Aber ich kann es nun mal noch viel besser. Schmarrn! Ich bin die schlechteste Beifahrerin aller Zeiten. Ich gebe nicht gerne die Kontrolle ab und weiß auch noch alles besser – super anstrengend für den Fahrer!
Dazu kommt, dass ich seit meinem 18. Lebensjahr täglich Auto fahre. Ich bin auf dem Land aufgewachsen und da war ein eigenes Auto Pflicht. Nebenbei habe ich mir noch mein Gehalt aufgebessert, indem ich für die Spedition meines Vater gefahren bin.
Das heißt, ich hatte viel Gelegenheit mit kleinen und großen Transportern zu fahren und v.a. an engen Laderampen, bzw. kleinen Innenhöfen ohne fremde Hilfe zu rangieren. Ging nicht immer gut, aber Übung macht ja bekanntlich den Meister.
Frauen wird oft nachgesagt sie seien die vorrausschauenden Fahrer, bzw. lassen sich weniger provozieren und fahren umsichtiger. Ich weiß nicht ob das so stimmt, aber tatsächlich habe ich im Vergleich zu Marc die besseren Augen. Ich sehe jedes Tier, wohl auch durch meine früheren, nächtlichen Fahrten im wildschweinbesiedelten Odenwald. Mir lief schon so einiges vor die Haube: Wildschweine, Rehe, Hasen, Füchse, Waschbären, Mäuse, betrunkene Dorffestbesucher und eine riesengroße Hirschkuh! Bis auf einen armen Hasen haben es alle überlebt!
Zudem lässt sich unser WHATABUS prima fahren! Man sitzt schön hoch, die eckige Kastenform, die kurze Motorhaube und die großen Seitenspiegel lassen das Auto gut überblicken. Klar, die Rückfahrkamera ist mittlerweile nicht mehr weg zu denken, und ich bin froh dass es sie gibt, das erleichtert das Einparken oder Rückwärtsfahren doch enorm, wie z.B. in Spanien, als ich rückwärts die steile Rampe auf die Fähre fahren musste. Da hat so mancher Mann mit seinem Wohnmobil deutlich länger gebraucht und geschwitzt – by the way 😉
Die beste Übung gibt es aber nur durch fahren, fahren, fahren. Und das wichtigste für mich: einen guten Beifahrer an meiner Seite zu haben. Marc ist der beste Navigator, Kartenleser, Parkplatzspürhund, Flaschenreicher, Brötchenschmierer, Brillenputzer, Playlistmixer, Sicherheitsbeauftragter, Keileleger, Einwinker, Telefonierer (ich werde immer beim Autofahren angerufen 😉 ) und Wachhalter (wenn er nicht selbst gerade schläft). Im Team sind wir quasi unschlagbar und fahren problemlos in 2 Tagen von München nach Huelva.
Und was will ich jetzt? Mich selbst loben und jede Menge Anerkennung erhaschen? Alle Frauen motivieren, ihren Männern das Steuer aus der Hand zu reißen und nie wieder los zu lassen? Nein, sicher nicht, denn, wie so oft im Leben gilt auch hier: Jeder wie er/sie mag!
Ich wünsche mir nur von einigen Wenigen (meist Männern) mehr Toleranz wenn es um die Frauenrolle im Wohnmobil geht – ob hinterm Steuer, am Herd, oder beim Abwasch! So ein Wohnmobil ist zwar mächtig groß (was anderes vielleicht nicht?), aber wir Frauen können das genauso gut handhaben wie Ihr. Bitte. Danke. 🙂
Hi Ihr zwei! Suuuuper geschrieben!!! Ich fahr ja auch meist allein…..und ans Steuer dürfen bei mir nur meine Kinder….. Hab mal einen Freund fahren lassen *grusel*…. Bin auch eher eine schlechte Beifahrerin… Allerdings hab ich in Norwegen meine “kleine” Tochter, die grad 1,5 Jahre den Führerschein hat, seeeehr schmale Passagen fahren lassen. Oder rückwärts rangieren… Sie hat ne Weile in der Schweiz große Messwagen gefahren…und hat auch null Angst… Und wie bei Dir, Selena, Übung macht den Meister! Allerdings werde ich eher beäugt, weil allein unterwegs bin, das ich mich das traue, an einsamen Orten zu stehen, etc. Tja, die Welt ist wohl immer noch nicht richtig emanzipiert! *smile* Also macht weiter so, ich freu mich auf jeden neuen Bericht von Euch!!! Lieben Grüße Karin P.S. Geb die Hoffnung ja nicht auf, dass wir uns doch mal über den Weg fahren in unserer schönen bayrischen Heimat… 🙂 Wenn die Touris weg sind… ist ja grad schlimm. Bin jetzt die letzten Wochen in die Oberpfalz, Niederbayern an den Regen ausgewichen…. Herrlich, keine Menschen,, tolle Plätze! Wär auch was für Euer “Gummiboot” 🙂
Liebe Karin,
ich freue mich sehr über deinen lieben Kommentar! Toll, dass du alleine fährst UND alleine reist, bzw. an einsamen Orten stehst. Wovor soll man auch Angst haben? Weiter so! Und ja, im Moment ist Bayern ganz schön überlaufen. Doch am Regen gibt es tatsächlich noch ein paar unberührte Fleckchen zum Genießen, da sind wir auch des Öfteren unterwegs – Hauptsache weg von den Menschenmassen. Wir sehen uns ganz sicher mal, ich freue mich!
Alles Liebe auch an deine fahrmutige Tochter 🙂
Hallo Selena,
auch ich bin eine sehr schlechte Beifahrerin und so fahre ich lieber. Mein Mann macht das mit ;)) und verwöhnt mich während der Fahrten! Auch das Alleinreisen habe ich schon ausprobiert und es klappt prima.
Ich freue mich auf weitere Beiträge von euch.
Liebe Marlies,
schön dass dein Mann dich während der Fahrt verwöhnt – macht meiner auch 🙂 Das ist doch toll oder? Danke für deinen netten Kommentar! Wir schreiben fleißig weiter.
Hallo ihr zwei,
War gerade drei Wochen mit unserem frisch gekauften Womo (auch Ducato) und meiner 6jährigen unterwegs. Hat einwandfrei geklappt. Einmal auf dem CP in Belgien im Sand stecken geblieben aber die Rezeption hatte einen prima Traktor…lol…
Verwirrte Blicke hatte ich auch…seltsam…aber für meine Tochter ist es dann hoffentlich noch normaler als für uns.
Wenn mein Mann dabei ist sitze ich aber daneben. Er ist auch ein Kontrollfreak und ich mag beides.
Bis bald mal.
LG
Hallo liebe Astrid,
Danke für deinen Kommentar. Ich hoffe auch, dass dieses spießige und altbackene Bild vom Mann am Steuer (vor allem am Campingbussteuer) endlich komplett verschwindet. Wie gesagt, in welcher Zeit leben wir denn? Die Gleichberechtigung der Frau ist noch lange nicht da wo sie sein soll! Aber es ist doch super wenn du auf beiden Seiten zufrieden sitzen kannst 🙂
Dann wünsche ich euch noch allzeit gute Fahrt und tolle Reisen!
Prima geschrieben!
Bei uns fährt auch sehr oft “Sie”, beim PKW fast immer, im Kasten meistens (das liegt dann daran, dass wir uns doch auf längeren Strecken abwechseln). Warum fährt sie? Ganz einfach, ich (also er) bin der bessere Beifahrer … genau wie bei Euch! Ich quatsche nicht dazuwischen, komm mit der Elektronik (Navi, etc.) besser zurecht, drücke keine auf der Beifahrerseite nicht vorhandenen Bremsen … und schau entspannt beim Fenster raus …
Hallo Winfried,
das ist ja toll, dass es bei euch auch so läuft 😉
Wir sind auf alle Fälle sehr überzeugt von der Aufgabenteilung.
Gute Fahrt euch weiterhin!
Viele Grüße
Selena
Hallo Selena, wir haben einen 2015 er Ducato 250. Meine Frau ist so 168 cm groß. Sie muss aber den Sitz so weit vorstellen das sie wenn sie auf die Pedalen kommen will, an dem wulstigen unteren Amaturenbrett mit den Knien Vollkontakt hat. Könnte an der erhöten Sitzposition durch die Drehkonsole liegen. Test mit niedrigerer Konsole steht noch aus. Wie ist das bei dir. Hast du von disem Problem bei Frauen bzw kleinen Fahrern schon mal gehört?
Gruß Karl-Heinz aus Ffm
Hallo Karl-Heinz,
danke für Deinen Kommentar.
Selena ist 1,64 m groß und weiß, wovon Du sprichst. Sie hat die Sitzfläche aber recht weit nach vorne gekippt und auch die Rückenlehne nach vorne gedreht. Sie sitzt somit sehr aufrecht. So kommt sie sogar barfuß locker auf die Pedale. Das Lenkrad stellt sie dabei auch ganz nach unten.
Dass mir mit 1,87 m diese Sitzposition gar nicht passt (wenn ich denn mal fahre), kannst Du Dir sicher vorstellen…
Viele liebe Grüße aus der Türkei,
Marc (und Selena, beim Diktat bereits im Bettchen)
Hallo Marc, kommen gerade aus Norwegen (auch Nordkap) Eure Tour letztes Jahr hatte uns unter anderen Informationen sehr neugierig gemacht. Wir haben jeden Tag genossen. Selbst die 35 Grad Minus in Karashok hat unser teilintegrierter Hobby gut weggesteckt. Allerdings wird bei > -25 jeder Startversuch morgens zur Nervenprobe. Eure diesjährige Tour mit Türkei werden wir aber so schnell nicht nachfahren, denke ihr habt dazu schon einige Meinungen gehört. Wir waren 2001 in Istambul und am Schwarzen Meer mit dem Womo und wissen wie schön und wie wenig touristisch es dort ist. Würden supergerne euren Trip deswegen selbst auch machen.
Noch ein Bemerkung zu Albanien. Waren Sommer 2017 dort. Sagen wir es mal so, ihr habt was verpasst. Alles hat gepasst. Die Leute dort sind offen freundlich und positiv neugierig. Kein Stress mit der Polizei bei freiem Stehen und bis auf den untersten Süden ( Sarande) auch kein nervender Tourismus. Wobei ich natürlich weiß das ich auch Tourist dort bin. Nur brauchen wir eben keine großen Hotelkomplexe und Shopping Center oder Touristen Märkte.
Macht weiter so und berichtet schön weiter was ihr erlebt habt. Auch alte Hasen können von der Erfahrung anderer profitieren.
Grüße an Selena
Karl-Heinz aus Frankfurt a.M.
Hobby T60H
Hallo Karl-Heinz,
schön, dass Ihr Euch auch im Winter in Richtung Norden getraut habt.
Aber sehr schade, dass ihr die Türkei nicht noch mal bereisen wollt. Wir verstehen diese Skeptik vieler Deutscher wirklich überhaupt nicht. Es ist genauso ungefährlich wie bei Eurer Tour 2001. Oder wovor habt Ihr Angst? Noch dazu gibt es keinen Grund, die Bevölkerung zu bestrafen – und nichts anderes macht man letztlich durch einen “Boykott” dieses wundervollen Landes. Der Staatsführung ist es reichlich egal, ob Urlauber kommen oder nicht – so wichtig ist der Wirtschaftszweig Tourismus nämlich nicht, wie viele annehmen.
Albanien wollen wir auf alle Fälle auch noch machen – das ist ganz sicher. Nur weil wir es letzten Winter nicht geschafft haben und jetzt einen grauen Fleck auf unserer Karte im Balkan hinterlassen haben, heißt nicht, dass wir dort in Zukunft nicht hinwollten 😉
Liebe Grüße aus Tschechien!
Marc und Selena
Hallo Whatabus-Besatzung,
auf der Suche nach Kanaren-Infos für Überwinterung mit meinem Kästchen bin ich auf eure super gemachte Seite gekommen. Danke für die ausführlichen Informationen, in die ich mich nun ziemlich eingelesen habe und die mein Ansinnen mit der Überwinterung auf den Kanaren noch mehr gefestigt haben.
Zum Wohnmobilfahren der Frauen: Es gibt Alleinfahrer-Foren, in denen hauptsächlich alleinfahrende Wohnmobilfrauen schreiben, jüngere und ältere, lauter Frauen, die mit ihrem Fahrzeug (teils auch richtig großen Geschossen) allein unterwegs sind. Winter und Sommer, oft in Gruppen unterwegs, mit allen technischen Details ihrer Fahrzeuge vertraut. Sooooo außergewöhnlich ist das also nicht, dass Frauen Wohnmobil fahren und das auch sehr häufig allein. Bin auch so eine – habe das große Wohnmobil nach dem plötzlichen Tod meines Mannes vor gut 10 Jahren verkauft – und fahre nun auch ganz häufig ganz allein im Kästchen rum – obwohl ich anderen Reisearten durchaus aufgeschlossen gegenüberstehe.
Wünsche euch gute Tage und keine schlechten Erlebnisse im mobilen Heim!
Hallo Isa,
danke für Deinen Kommentar und das Lesen unserer Beiträge!
Viel Spaß auf den Kanaren. Seit unserer Tour dort hin hat sich allerdings wohl eine Menge getan und die Zahlen an Wohnmobilen sind stark gestiegen. Das Klima spricht halt einfach für sich!
Zum Thema Frau am Steuer: Es gibt wirklich sehr viele Frauen, die alleine unterwegs sind und das auch richtig gut machen – besser als viele meiner Geschlechtsgenossen. Allerdings gibt es immer noch so viele Männer, die das nicht wahrhaben wollen und entsprechend dumme Blicke und Kommentare absondern. Gerade wenn ich als Beifahrer neben Selena sitze, bekommen wir doch immer viel davon mit. Wahrscheinlich denken die alle, ich hätte gerade keinen Führerschein, aber: Selena fährt einfach viel besser als ich! Und ich hab da auch nicht so viel Spaß daran wie sie.
Wir wünschen Dir auch noch viele spannende Touren, ob mit dem Mobil oder wie auch immer!
Liebe Grüße aus dem Bus in Thüringen,
Marc