5. bis 8. Januar 2018
Tag 30: Freitag, 5. Januar 2018
Auf der griechischen Autobahn rollen wir immer weiter ostwärts, bis die wir an der Grenze zur Türkei ankommen. Es ist nicht viel los. Vorschriftsgemäß nehmen wir an der griechischen Ausreisekontrolle die Spur für Busse und Wohnmobile. Die Beamten wundern sich, dass wir nicht die normale Spur genommen haben.
Dann geht es vorbei an griechischen Soldaten mit Maschinengewehren über den Grenzfluss zur türkischen Pass- und Zollkontrolle. Vorher war es uns ja doch etwas mulmig deswegen gewesen – aber alles vollkommen unbegründet. Die Pässe sind schnell kontrolliert und gestempelt. Der Zöllner will in den Bus reinschauen und fragt, ob er mit Schuhen eintreten darf. Er öffnet ein paar Schränke und das Bad, dann noch ein Blick durch die Hecktüren unter die Matratze. Er lächelt mich an und sagt: “Nice caravan! Welcome to Turkey!”
Und schon geht’s weiter ins Land Nr. 36 für WHATABUS. Auf bestens ausgebauter vierspuriger Schnellstraße fahren wir in Richtung Dardanellen. Die Landschaft gefällt uns und wir sehen erstaunlich wenig Müll – mal schauen, ob das auch im Rest des Landes so bleibt.
Einen ersten Stopp machen wir dann zum Sonnenuntergang in der Stadt Gallipoli. Über die Meerenge der Dardanellen sehen wir schon den asiatischen Kontinent im Sonnenuntergang.
Wir fahren weiter in die Innenstadt zum Geldabheben und Essengehen. In den Sträßchen wuselt das Leben. Wir fühlen uns wie in einer anderen Welt und pudelwohl!
Das Essen ist auch sehr lecker. Wir kennen türkische Restaurants gut aus München und Hamburg, aber hier schmeckt es uns noch viel besser! Und die Gastfreundschaft ist riesig. Die ersten Vokabeln sitzen auch schon mal – teşekkür!
Zum Übernachten suchen wir uns direkt am Leuchtturm auf einer Anhöhe über der Stadt ein Plätzchen.
Tag 31: Samstag, 6. Januar 2018
Nach einer Nacht, die dank feiernder Teenager mit lauter Musik aus den Autos eher unter der Kategorie kurz zu verbuchen ist, laufen wir vom Leuchtturm in die Stadt Gallipoli. Selena will endlich mal wieder zum Frisör zwecks Haarewaschen. Ein Salon ist schnell gefunden und Selena lässt sich verwöhnen und ist happy mit ihrem frisch gestylten Haar für knappe 5,-.
Bei einer Bäckerei kaufen wir ein Brot, fahren weiter die Halbinsel an den Dardanellen entlang und haben schon guten Blick auf Kleinasien.
An der Spitze der Halbinsel machen wir in der Sonne einen Frühstücksstopp an einem der Denkmäler für die vielen gefallenen Soldaten der grausamen Kämpfe im Ersten Weltkrieg. Wir können von dort ganz gut die vielen großen Schiffe beobachten, die hier die Meerenge zwischen Ägäis und Marmarameer passieren.
Nächstes Ziel ist die Festung Kilitbahir an der engsten Stelle der Dardanellen, wo wir gemütlich durch die Anlage schlendern und den Anglern zuschauen. Geocachen kann man hier übrigens auch.
Eigentlich wollten wir ja in Eceabat die Fähre nach Canakkale nehmen, aber von hier fährt auch eine und wir können nach einem kurzen Sicherheitscheck und der Zahlung von umgerechnet knapp über 10 Euro den europäischen Kontinent verlassen.
WHATABUS ist zum ersten Mal in Asien!
In Canakkale ist natürlich Chaos bei der Ausfahrt aus dem Hafen, aber wir kommen so langsam mit dem türkischen Verkehr gut klar und lassen uns nicht stressen. An der Promenade fahren wir noch am großen Trojanischen Pferd vorbei – ein Überbleibsel aus der Kulisse des Hollywood-Films mit Brad Pitt.
Wir verlassen den Trubel der großen Stadt, lassen die Ausgrabungen von Troja aus und fahren nach Behramkale, wo die Überreste der antiken Stadt Assos zu bewundern sind. Bei Dunkelheit kommen wir dort an und fahren gleich mal bis in den engen Hafen. Einen Parkplatz für WHATABUS finden wir dort nicht, aber dafür ein paar hundert Meter vor dem Hafen an der Straße in der Steilküste mit Blick auf Lesbos.
Am Hafen gehen wir in einem der Hotels essen: einige Vorspeisen, Köfte, fangfrische Makrelen und sogar ein Fläschchen Wein für Selena…
Tag 32: Sonntag, 7. Januar 2018
Nach dem Aufstehen wird es Zeit unser 36. Reiseland auf den Bus zu kleben – Yay!
Danach fahren wir die Küstenstraße nach oben und besichtigen die Ruinen von Assos – nicht unbedingt spektakulär, aber schön ruhig und sonnig.
Entlang der Küste befinden sich viele Restaurants, die auch für Camping werben. Leider alles geschlossen zu dieser Jahreszeit. Aber wir finden ein sehr leckeres Restaurant direkt am Strand und lassen uns verwöhnen. Die Vorspeisen (Meze) sind schon mal der Hammer und die Köfte auch.
Ach und wir haben mittlerweile gelernt, dass man direkt zur Auslage geht und dort alles bestellt – Vorspeisen, wie auch Hauptgerichte – mussten wir uns erstmal bei den Einheimischen abschauen. Salat und Brot gibt’s meistens so dazu. Genauso wie frisches Wasser beim Gedeck dabei ist.
Durch nicht übermäßig westlich wirkende Strandstädtchen geht es weiter. Um die Ruinen von Pergamon zu besichtigen, biegen wir von der Küste ab ins Landesinnere. In Bergama (so heißt das antike Pergamon heute) soll ein Campingplatz offen sein. Natürlich haben wir Pech und alles ist zu. Wir fahren durch die Hauptverkehrsachse in der Innenstadt und entdecken gegenüber der Polizeiwache einen Parkplatz. Ich frage den Polizisten, der vor dem Gebäude Wache hält, ob wir hier für die Nacht parken dürfen. “No problem. Where is your hotel? Oh, it’s a camping car. You are welcome, it’s a safe place here.” Dankeschön! Da bleiben wir doch gerne. Wer findet unseren Bus im Gewimmel?
Wir schlendern noch durch die Stadt und fühlen uns auf Anhieb wohl. In einem Mavi-Laden kauft Selena zwei Jeans. Das Ändern der Länge gehört hier zum Service, so dass wir die Jeans am nächsten Nachmittag abholen können. Kosten tun die orginal Mavi Jeans (wir entdecken unterwegs noch 2 Fake Mavi-Läden) weniger als die Hälfte im Vergleich zu Deutschland – Selena ist happy!
Natürlich gehen wir noch mal lecker essen – heute Abend steht Pide und Kebap auf dem Programm. Und danach noch Bakklava aus einer Bäckerei. Unsere Busküche ist und bleibt wohl erstmal kalt – hier wird so schnell nicht gekocht!
Die Nacht an der Hauptstraße ist zwar dann nicht unbedingt die ruhigste, aber dafür sind wir ja auch mittendrin und schlafen tun wir trotzdem gut.
Tag 33: Montag, 8. Januar 2018
Selena hört am frühen Morgen den Muezzin rufen, ich höre gar nichts. Beim Kaffeetrinken im Bus sehen wir einen Mann, der aus einem tragbaren Computer so was wie Strafzettel ausdruckt und an die Nachbarautos hängt. Ich gehe zu ihm und frage, wie das mit der Parkgebühr funktioniert. Er erklärt mir, dass wir auch so einen Zettel bekommen und beim Wegfahren die Parkgebühr zahlen. Alles klar!
Am Montag ist in Bergama der große Wochenmarkt. Die Dame von der Touristinfo nicht weit von unserem Parkplatz erklärt uns den Weg. Früher war der Markt wohl mitten im Zentrum, mittlerweile ist er am östlichen Stadtrand neben dem Krankenhaus. Wir beschließen, die Strecke zu laufen.
Unterwegs werden Hühner verkauft und ich würde gerne gleich ein paar kaufen, damit sie in WHATABUS einziehen können. Selena ist aber nicht einverstanden – Menno!
Laut Reiseführer bringen die Bauern aus der Umgebung mit Eselskarren ihre Waren auf den Markt. Die Karren wurden mittlerweile durch Ford Transit-Pritschenwägen ersetzt und wir sehen nur noch zwei Pferdekutschen, die durch die Gänge der Markthalle fahren.
Das Sortiment ist toll! Fisch, Schuhe, knackfrisches Gemüse und Obst, Kleidung, Gewürze und und Haushaltswaren. Wir kaufen ein kleines Mokka-/Milchaufwärmkännchen, einen neuen Besen für den Bus und Pfefferkörner. Bei Obst und Gemüse müssen wir uns ganz schön zurückhalten, aber wann sollten wir das alles kochen, wenn wir doch ständig Essen gehen? Ja, unser Leben ist hart.
Vor der Markthalle essen wir zum Frühstück leckeren Döner im Fladenbrot. Den essen wir übrigens an einem echten Foodtruck! Die Türken haben diesen Hipster Trend wohl schon vor uns entdeckt 🙂
Auf dem Rückweg zweigen wir von der Hauptstraße ab und laufen zur Talstation der Seilbahn, mit der man auf den Berg des antiken Pergamon fahren kann.
Oben schlendern wir durch die Ausgrabungen und haben diese fast für uns alleine, nur eine kleine asiatische Reisegruppe ist auch unterwegs, aber schnell wieder verschwunden.
Die Griechen und Römer hatten hier schon gewaltige Bauwerke errichtet! Beeindruckt und fast schon andächtig spazieren wir durch die Säulen, Mauern und das schöne Theater.
In der Stadt gehe ich dann zu einem “Barber” – meine Haare und mein Bart müssen auch dringend wieder mal in Form gebracht werden. Für umgerechnet gerade mal sechs Euro werde ich gut verwöhnt. Die Verständigung ist etwas schwierig, aber wie so oft ist ein anderer Kunde da, der ein bisschen Englisch kann. Mit Händen und Füßen klappt es auch gut und für Lacher ist gesorgt.
Der nette Barber besteht sogar noch auf ein Abschiedsfoto und verabschiedet mich mit Händeschütteln.
Im Bazaar-Viertel gehen wir in ein Köfte-Restaurant. Wir setzen uns einfach an einen Tisch und bekommen ohne groß zu bestellen das gleiche Gericht wie alle Anwesenden. Sehr lecker! Haben wir schon erwähnt, dass wir nie wieder kochen wollen?
Nachdem wir Selenas Jeans geholt haben, fahren wir weiter in Richtung Efes, das antike Ephesos. Achja, die Parkgebühr müssen wir ja auch noch zahlen: Der Kassierer ist natürlich nicht mehr zu sehen. Ich gehe also zu den Polizisten vor ihrer Wache. Die versuchen, den Parkwächter anzurufen und erreichen ihn nicht. Das Parken wäre somit heute wohl gratis für mich, versichern sie mir. Na dann, weiter geht’s!
zur Übersicht: Die WHATABUS-Wintertour 2017/18: Balkan und Kleinasien
Sehr unauffällig platziert, das “Whatabus” Logo… Da auf dem Food truck… 😉 Toll gemacht! Und wir sind weiterhin gespannt auf Eure Berichte!
Liebe Grüsse aus der Schweiz!
C+B aus H 😉
Waas? WHATABUS-Logo auf dem Foodtruck? Haben wir gar nicht gesehen 😉
Wunderschönes Land – noch viele schöne erlebnisreiche Tage. Bin schon neugierig wies weiter geht
Oh ja! Und wir sind auch schon gespannt, wohin wir uns als nächstes treiben lassen 😉
Ein tolles Paar, eine phantastische Reise. Ein wenig beneiden wir Euch. Macht es gut, bleibt fröhlich
Danke, lieber Wolfgang! Wir genießen die Tour voll und ganz 🙂
Boah ey,was für eine geile Reise :-O Ich bin auch echt neidisch auf euren Trip. Unglaublich…..Das geht natürlich nur wenn man auch genügend Zeit hat für solche Exkursionen.Ich habe mir fest vorgenommen im Rentenalter dann auch wochen,monatelang umherzureisen 😉 Ich wünsche euch noch super viel Spaß.Macht weiter so,eure Berichterstattung ist super.Viel Spaß noch und passt auf euch auf 😉
Hallo Selena, hallo Marc,
wer, wenn nicht ihr, fährt zu Zeiten deutsch-türkischer Spannungen in die Türkei und zeigt dem Leser, dass unser politisches Türkeibild nicht alles zeigt.
Ich wünsche euch eine spannende, interessante Reise mit vielen positiven Gegebenheiten. Shreiben nicht vergessen!
Liebe Grüße
Peter