Wir zählen gerade das erste Jahr Vollzeitleben, also echtes Vanlife, in unserem heißgeliebten Bus und ziehen unser Resümee.
Wie lebt es sich so im Bus und was hat sich für uns seitdem verändert?
Hoher Freizeitwert
Wir sind in unserer Freizeit ganz viel draußen – sei es beim Wandern, Joggen, Radfahren oder Schneeschuhlaufen. Durch das Leben im Bus ist der Weg ins Freie natürlich deutlich kürzer als vorher, denn wir sind ja schon vor Ort.
Früher mussten wir unsere Sachen zusammen packen, aus der Wohnung raus, im Großstadtdschungel unser Auto suchen und dann standen wir oft im Stau in Richtung Berge.
Das ist mittlerweile viel entspannter. Wir fahren nicht mehr zu den Stoßzeiten in die Berge und erst recht nicht zur Rushhour in die Stadt. Das heißt, wir haben deutlich mehr Draußen-Zeit und die genießen wir in vollen Zügen.
Wir bleiben gesund und fit
Durch die viele frische Luft und mehr Bewegung sind wir richtig gesund. Gut, gerade schreibe ich diesen Bericht nach unserer katerträchtigen Liedfett-Tour im Herbst, da ärgert uns eine kleine Erkältung. Aber ansonsten – *3x Klopfen auf Holz* – sind wir wirklich nie krank.
Die schlechte Großstadtluft, die Arbeit und wenig Bewegung haben unserem Immunsystem vorher nicht gut getan. Jetzt sind wir gefühlt mehr draußen als drinnen unterwegs und darüber freuen sich unsere Körper sehr! Wir sind fit, immer kälteunempfindlicher und einfach glücklich.
Das Sozialleben verändert sich, wir haben neue Freunde
Wir hatten ein intaktes Sozialleben in München, sprich regelmäßiges Essen gehen mit Freunden, wir kochten viel und feierten tolle Wohnungsparties. Klar, Freunde zum Kochen einladen wird jetzt etwas schwieriger, und auch die Stadt meiden wir immer mehr.
Aber unser Sozialleben ist deshalb ganz und gar nicht zum Erliegen gekommen, es hat sich einfach verändert. Wir besuchen unsere Freunde jetzt vor ihrer Tür, bleiben auch gerne mal eine Nacht stehen und kochen dann halt in fremden Küchen – sehr zur Freude der Gastgeber.
Und da unsere Freunde nicht alle in München wohnen und wir eh immer in der Weltgeschichte unterwegs sind, kommen wir auch öfter dazu, unsere anderen Freunde in Deutschland und drumrum zu besuchen.
Einkaufen macht uns Spaß
Ja, beim Lebensmitteleinkauf haben wir richtig viel Spaß. Bloß war das in unserer Wohnung in Haidhausen mitten in München immer eine anstrengende Schlepperei. Wir erledigten meist einen Wocheneinkauf, das heißt es wurde viel gekauft und das musste in Rucksäcken und Taschen nach Hause getragen werden.
Jetzt fahren wir mit unserem Zuhause direkt vor den Supermarkt und hopsen rein. Die Einkäufe werden dann aus dem Einkaufswagen eingeladen und verräumt, fertig. Es geht schnell, macht uns Freude und da wir keinen großen Wocheneinkauf mehr machen, gehen wir sogar noch öfter in die Supermärkte (vor allem zu Marcs großer Freude, er ist ein passionierter Einkäufer).
Zudem sind wir im Ausland liebend gerne in den dortigen Läden unterwegs und kaufen dort so viel ein, wie nur in den Bus passt.
Den Fernseher vermissen wir nicht
Ok, Marc kommt schon länger als ich ohne Fernseher aus, aber ich gebe zu, dass ich an einem verregneten Sonntag schon gerne mal vor der Röhre saß.
Doch seit wir im Bus leben – ohne Fernseher – fällt einem auf, dass man das Teil gar nicht braucht. Unsere gern geschauten Filme können wir in der Mediathek anschauen. Dank Marcs super Tarif von der Telekom haben wir unendlich viel Datenvolumen und mit unseren WLAN-Antennen auch noch tolles Netz, dann glüht das Tablet – vorzugsweise abends im Bett.
Eine Satellitenschüssel kommt uns also defintiv nicht ins Haus!
Wir sparen Geld
Das ist selbstverständlich ein nicht zu verachtender Punkt. Was wir früher für unsere große Münchner Altstadtwohnung im hippen Familienviertel Haidhausen gezahlt haben, sparen wir uns jetzt größtenteils.
Wer jetzt denkt, dafür verfahren die ihr Geld für Diesel, der liegt falsch. So viel mehr fahren wir gar nicht. Wir fahren jetzt eher selten, dafür längere Strecken statt ständig kurze. Außerdem fahren wir viel geschmeidiger, weil wir mehr Zeit haben und den Fuß nicht mehr ganz so fest auf das Gaspedal drücken. Schließlich hetzen wir nicht mehr mit dem Rest von München in die Berge und wieder heim bzw. durch die Rushhour zu Geschäftsterminen.
Aber aus kostensparenden Gründen haben wir uns eh nicht für das Vanlife entschieden – das Sparen ist einfach nur ein sehr angenehmer Nebeneffekt.
Autarkie ist unser höchstes Gut
Wir stehen gerne frei, aber nicht, um möglichst kein Geld auszugeben, sondern weil es besser in unsere Lebensphilosophie passt – wir haben auch gerne unsere Ruhe. Autarkie ist daher ein absolut wichtiger Faktor, um sich nicht allzu abhängig von Ver- und Entsorgungsstationen zu machen.
Außerdem eilt den Vanlifern ein gewisser Ökoruf voraus, mit der Welt im Einklang zu leben. Perfekt kann man das wohl nur, wenn man nackt im Wald lebt, und selbst dann würde es schwierig werden. Aber auch wir freuen uns, wenn wir der Umwelt so wenig wie möglich Schaden zufügen.
Deshalb möchten wir Dinge wie z.B. unser Kompostklo und unsere Solaranlage nicht mehr missen und sind auch stolz, dass wir deutlich weniger Wasser als vorher verbrauchen. Und wenn unsere Ressourcen an Bord mal knapp werden, dann steuern wir halt einen Stellplatz an und zahlen dort gerne für die Infrastruktur.
Heute hier und morgen dort – mobil und spontan
Dieser Punkt gefällt uns richtig gut! Wir haben ein Wohnmobil, in dem wir wohnen und mobil sind – perfekt, oder? Wir lieben das Reisen, ständig neue Entdeckungen zu machen und die Welt zu erkunden.
Seit wir keine Wohnung mehr haben, ist man natürlich noch viel mobiler. Wir fahren von Baustelle zu Baustelle, besuchen Freunde und Familie und reisen an schöne Flecken. Gefällt es uns irgendwo nicht oder müssen wir einkaufen, fahren wir weiter. Wir bewegen uns evolutionär gesehen quasi wieder Richtung Nomade und das taugt uns.
Was für einige vielleicht rast- und ruhelos erscheint, ist für uns im Moment ein gutes Lebenskonzept. WHATABUS ist unser Zuhause, hier fühlen wir uns wohl, hier können wir abschalten und gleichzeitig tolle Abenteuer erleben. Wir haben in den 3 Jahren mit unserem Bus schon 30 Länder bereist!
Und wisst ihr was? Wir machen das Ganze ja freiwillig. Haben wir irgendwann mal keine Lust mehr auf Vanlife, dann suchen wir uns wieder eine Wohnung – ganz spontan, da machen wir jetzt noch keine langfristigen Pläne.
Die Arbeit funktioniert einwandfrei
Noch vor dem “Umzug” war das eine meiner Sorgen, dass das mit unserer Arbeit vielleicht nicht so gut laufen würde wie erhofft. Doch siehe da, es läuft tatsächlich richtig gut! Wir sind weiterhin zuverlässig, gut zu erreichen und pünktlich wie eh und je. Nur wenige unserer Auftraggeber wissen von unserem Busleben, aber die finden es richtig klasse.
Das Zeichnen am Laptop funktioniert einwandfrei, der Strom reicht und die Digitalisierung unserer vorherigen Arbeitsweise klappt wunderbar.
Der papierlose Workflow wird auch noch immer mehr intensiviert: Wir haben zwar sogar einen Drucker dabei. Aber um Papier zu sparen, werden Rechnungen am Tablet geprüft, per Email verschickt. Zu Terminen werden die Pläne auch auf dem Tablet mitgenommen – selbst Notizen kann man da ganz einfach eintragen.
Haut hin!
Eine bewusste Beziehung
“Wie schafft ihr das, zu zweit 24/7 auf diesem engen Raum miteinander auszukommen?”
Dafür gibt’s kein Rezept, es muss einfach passen. Marc und ich sind sehr verschieden, gleichen uns dadurch aber gut aus. Sei das beruflich oder privat. Jeder hat seine festen Aufgaben und dann läuft es rund. Natürlich streiten wir auch, das muss dann möglichst schnell geklärt werden, denn auf engem Raum hält man es streitend nicht lange aus.
Ansonsten nimmt man seinen Partner bewusster wahr. Früher saßen wir beispielsweise nach einem langen Arbeitstag mit dem Abendessen vor dem Fernseher und haben nichts miteinander gesprochen. Heute sitzen wir uns am Tisch gegenüber, reden nicht unbedingt mehr, aber man nimmt sein Gegenüber trotzdem anders wahr.
Man fragt dann nicht ‘Wie war dein Tag?’, denn den hat man ja gemeinsam verbracht, aber wir unterhalten uns über die nächsten Ziele, Pläne und Wünsche. Oft geht es um den Bus und die Arbeit, aber wir reden tatsächlich auch darüber, wie sich unser Leben verändert hat, was schöner geworden ist und wie viel Spaß das ganze Vanlife macht.
Für uns persönlich war der Einzug in den Bus die absolut richtige Entscheidung, wir möchten keinen Tag und keinen Kilometer missen. Wir finden es übrigens gar nicht schlimm, dass ihr euch dieses Leben vielleicht nicht vorstellen könnt, dann haben wir nämlich weiterhin unsere Ruhe 🙂
Yeah! Wir haben zwar erst viereinhalb Monate hinter uns, aber viele Dinge können wir absolut nachvollziehen. Da es mit Kids nicht ganz so einfach ist, habe ich schon ein wenig Angst vor dem Tag, an dem die Reise “pausiert” wird. Trotzdem wird das Leben nach dem Jahr Van Life ein anderes sein 🙂 Schön zu lesen, dass ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt.
Das glauben wir dir sofort! Im Moment denken wir nicht ans “Aufhören”, aber wenn es doch mal passiert, wird es bestimmt seltsam. Aber so ist das doch immer mit Veränderungen
Euch ne schöne Zeit noch!
Wir machen das auch schon seit 12/2015 arbeiten müssen wir nicht mehr habe ich 59 Jahre
Aber wir haben alles verkauft Betriebe Haus und leben seit dem im Womo haben noch nicht einen Tag bereut. Unsere Freunde haben uns 3 Jahre gegeben die sind bald rum.
Wir machen weiter so reicht unsere Rente auch und wir haben jeden Tag Freude am Leben und sind gesund und glücklich,
Moin aus Ostfriesland,
Ich bin 66 Jahre alt, seit 4 Jahren in Pension und beschäftige mich schon seit einigen Monaten mit einem Leben im Womo, habe einen LMC 592. Zum Nachdenken hat mich ein Bericht vom WDR ( Gisela on the Road – Mit 75 unterwegs im Wohnmobil ) gebracht. Seitdem lässt mich das Thema nicht mehr los. Mit meiner Partnerin geht es ab 14.03.18 für ein Jahr zunächst nach Griechenland, dann entscheide ich mich ob ich meine Wohnung verkaufe oder vermiete und ins Womo umziehe.
Jetzt zu Euren Beiträgen, sie sind sehr objektiv und informativ geschrieben. In vielen Bereichen finde ich mich wieder und wir haben viele Gemeinsamkeiten. Ihr macht das wirklich klasse und ich freue mich für Euch, wenn ihr weiter so leben könnt und ihr Freude daran findet.
LG Uwe
Hallo lieber Uwe,
ganz lieben Dank für Deinen Kommentar! Ein Test für ein ganzes Jahr ist sicher ein sehr kluger Ansatz!
Viele liebe Grüße aus dem Bus,
Marc und Selena