30. Januar bis 2. Februar 2017
Zur Übersicht Wintertour 2016/2017 mit Zusammenfassung und Statistiken
Während die Grenzpolizisten also unsere Pässe kontrollierten, saßen wir im Auto und fragten uns schon, ob sie jemals zurückkämen. Wir hatten nichts zu verbergen, aber so langsam wurden wir dann doch nervös. Und dann telefonierten sie auch noch, nachdem sie schon unsere Pässe längst in den Computer eingelesen hatten… Schikane? Taktik? Ernste Kontrolle?
Irgendwann kamen sie zurück und gaben uns recht freundlich die Papiere zurück. Als wir fragten, warum hier so viele Kontrollen wären, erklärten sie uns, das läge an der nahen weißrussischen Grenze. Polen bewacht hier die EU-Außengrenze.
Nach einer Pizza direkt ums Eck bezogen wir Quartier nur 200 Meter vom mobilen Kontrollposten auf dem Parkplatz mitten in Bialowieza. Wir fühlten uns gut bewacht 😉
Am Morgen spazierten wir in den Park des ehemaligen Zarenschlosses und erkundigten uns im Nationalparkzentrum des Bialowieza-Urwalds nach Wanderwegen und der Möglichkeit, irgendwo Wasser zu bekommen.
Wir bekamen gute Tipps zum Nationalpark mit seinen Schutzzonen und Bisons, aber leider hatten auch die Ranger keine Idee, wo man mitten im Winter Wasser bekommen könnte.
Im Dorf steuerten wir den (geschlossenen) Campingplatz an und fragten nach Wasser. Wir hätten zwar bleiben dürfen und sogar Strom bekommen, aber die Wasserhähne waren abgestellt. Dann fragten wir noch bei der Tankstelle und einigen Pensionen, die auch mit einem Zeltplatzsymbol warben… beim x-ten Anlauf waren die Besitzer einer Pension dann so nett, dass wir uns in einem Schuppen Wasser holen durften. Wir packten also unsere Gießkanne aus. Als wir ihnen dafür Geld geben wollten, lehnten sie ab und berieten sich dann… sie merkten wohl, dass wir mit unserer Gießkanne echt unkompliziert waren und auch nix umsonst wollten, also boten sie uns an, im Garten der Pension zu parken und in einer der Ferienwohnung zu duschen für umgerechnet ca. 12 Euro die Nacht – check!
Wir beschlossen, erst noch eine Runde in die Wälder auf die Suche nach den freilebenden Bisons zu gehen und am Abend zurückzukommen. Auf einer total vereisten Piste fuhren wir durch den Urwald. Dann wanderten wir in das Schutzgebiet, sahen aber leider keine Tiere, auch nicht von den Aussichtstürmen aus. Nur ein paar Spuren von Wildschweinen fanden wir.
Zurück im Dorf genossen wir eine Dusche mit richtig schönem Wasserdruck… ah, das tut hin und wieder schon mal richtig gut!
Auf der anderen Straßenseite gab’s dann auch noch ein schickes Restaurant (mit schicker Bedienung), wo wir uns so richtig verwöhnen ließen.
Nach einer ruhigen Nacht fuhren wir zum Bisonzentrum des Parks, wo es Gehege mit Bisons, Elchen, Hirschen, Wölfen und Luchsen gab… so sahen wir also doch noch ein paar Tiere, die im Vergleich zu dem “Park” in Litauen sehr tierfreundlich und naturnah gehalten wurden.
Dann starteten wir ein Abenteuer: Wir hatten schon am Vortag mit den Recherchen angefangen, doch noch nach Weißrussland zu kommen. Wir hatten herausgefunden, dass man als Wanderer oder Radfahrer an einem kleinen Grenzübergang ohne Visum einreisen kann, wenn man sich vorher über die Webseite des weißrussischen Nationalparks gegen eine kleine Gebühr (ca. 5 Euro pro Person) registriert und an der Grenze einen Ausdruck dieses Permits und eine Bescheinigung der Auslandskrankenversicherung vorlegt. Wir hatten beides schon beantragt und warteten nur noch auf die Mail von der Auslandskrankenversicherung, die am frühen Nachmittag dann endlich kam. Wir druckten alles aus und fuhren an die Grenze.
Wir parkten am Straßenrand und schnürten unsere Wanderstiefel. Um kurz vor 14 Uhr passierten wir die polnische Kontrolle. Dann gingen die Schranken auf und wir kamen an die weißrussische Kontrolle. Ein recht unfreundlicher Beamter kontrollierte uns erst mit einem Metalldetektor und verschwand dann ewig mit unseren Pässen und Unterlagen. Irgendwann hörten wir den Stempel, er kam zurück und wir durften einreisen – yay! Ein Soldat öffnete uns den Schlagbaum und wir waren in Weißrussland.
Als Ziel unserer Wanderung hatten wir uns das Anwesen von Väterchen Frost ausgesucht, wo wir einen Geocache (den einzigen weit und breit) angepeilt hatten. Auf langen, ganz geraden Asphaltstraßen ging es durch den Wald und vorbei an einem zugefrorenen See, auf dem viele Eisfischer saßen.
Wir fanden dann den Geocache, aber hatten dann kaum noch Zeit, das Anwesen von Väterchen Frost anzuschauen – die Dämmerung setzte bereits ein.
Also auf zurück an die Grenze. Wir mussten uns echt beeilen, weil wir neben der Dunkelheit noch dazu befürchten mussten, dass der Grenzübergang irgendwann schließen würde. Nach insgesamt 19 Kilometern „Spaziergang“ waren wir wieder an der Grenze. Der gleiche unfreundliche weißrussische Grenzbeamte kontrollierte erneut unsere Pässe und wir bekamen die Ausreisestempel. Die polnische Kontrolle dauerte dann auch noch ihre Zeit, aber alles gut.
WHATABUS stand auch noch heil am Straßenrand und wir machten uns auf die Weiterfahrt. Zum Abschluss unserer Wintertour hatten wir uns überlegt, noch einen Haken über die Ukraine zu fahren. Auf der Fahrt in Richtung Grenze landeten wir für die Nacht auf einem Parkplatz vor dem Dorffriedhof von Borki.
Am Donnerstag standen wir sehr früh auf und nahmen die 200 Kilometer vorbei an Lublin bis zur ukrainischen Grenze in Angriff. Schon ein ganzes Stück vor der Grenze in Hrebenne ging der LKW-Stau los und es dauerte nicht lange, bis auch wir standen. Jetzt wurde es spannend für uns, ob wir es schaffen würden, in die Ukraine einzureisen. Stephan, der ein paar Tage vor uns mit seinem Fiesta das Nordkap erreicht hatte, war an der Grenze auf polnischer Seite schon mehr oder weniger abgewiesen worden – wir konnten also nur warten…
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Hallo Marc,
sehr schöner Bericht! Wow – mit einem Kastenwagen im Winter zum Nordkap, traut sich nicht jeder.
Fahren selbst auch einen Kasten, 6m, Globescout.
Eine Frage beschäftigt mich aber: wenn ihr so oft frei steht, was macht ihr mit eurem Grauwasser? Der Abwassertank muss offen sein – Frost – ihr stellt zwar eine Faltwanne drunter – und dann?
Grüße aus Hamburg
Volker
Hallo Volker,
freut uns, dass Dir unser Bericht gefällt.
Zum Thema Grauwasser sind wir eher einer pragmatischen Ansicht. Natürlich schütten wir die Wanne, die wir drunterstellen, so weit wie möglich in den Gulli.
Allerdings sind wir auch der Ansicht, dass das Grauwasser im Tank nicht so schlimm ist, wie von vielen dargestellt. Wir selber nutzen nur Neutralseife, Zahnpasta und kaum chemische Mittelchen im Bus. Da ist es dann für uns auch nicht verwerflich, das Abwasser mal ohne Gulli, V+E o.ä. zu entsorgen. Ein paar Kilometer Umweg fahren, nur um das Grauwasser loszuwerden, ist mit Sicherheit um einiges umweltschädlicher als so eine Art der Entsorgung.
Aber das ist natürlich Ansichtssache und auch heiß diskutiert in der “Szene”.
Viele Grüße und viel Spaß in Eurem ersten Winter,
Marc