2. bis 5. Oktober 2015
Die Wettervorhersage ist gut, nördlich und südlich der Alpen, und ich habe noch so einige Pässe auf meiner To-Do-Liste. Vor allem das Stilfser Joch will endlich mit WHATABUS bezwungen werden. Wir brechen am Freitag deswegen schon am frühen Vormittag auf und fahren in Richtung Garmisch. Wir überqueren die Grenze nach Österreich und fahren vorbei an Ehrwald auf unseren ersten Pass der Tour, den Fernpass. Mit seinen 1214 m üNN ist er ganz gut zum Aufwärmen für WHATABUS.
Danach geht es in Richtung Reschenpass. Vor den teuren italienischen Dieselpreisen wollen wir noch in Österreich tanken. Glücklicherweise sehen wir an der Kajetansbrücke die Werbung für Duty Free Shops und Tankstellen in Samnaun. Also beschließen wir, von der Reschenpassstraße abzuzweigen und einen Abstecher in dieses schweizerische Zollausschlussgebiet auf 1.846 m Höhe zu machen und die günstigen Preise auszunutzen. Wir machen den Tank für 85 Cent pro Liter Diesel voll.
Natürlich können wir auch den Angeboten im Duty Free nicht widerstehen und kaufen noch etwas Kosmetik und Tee ein. Bei der Rückfahrt halten wir auch an der Käserei und kaufen noch ein Stück würzigen Samnauner Bergkäse.
Hatten wir zur Auffahrt noch die Straße nördlich der Schergenbachschlucht gewählt, fuhren wir zurück die Variante südlich der Schlucht. Hier war’s zum Teil so richtig eng und in den Tunnels hatten wir schon Bedenken, dass WHATABUS durchpasst. Gut, dass wir an den engsten Stellen keinen Gegenverkehr hatten.
Wir überquerten dann die Grenze nach Italien über den Reschenpass (1507 m üNN). Vorbei am Reschensee ging es dann erst mal ins Etschtal, wo die Apfelernte in vollem Gang war, nach Laces zum Einkaufen bei Lidl. Dort drängten wir uns mit Einheimischen und vielen osteuropäischen Erntehelfern durch die Gänge.
Voll mit Vorräten nahmen wir dann das Stilfser Joch in Angriff, den zweithöchste asphaltierten Pass in den Alpen. Das Stilfser Joch hatte ich vor ca. 25 Jahren mal mit meinem Vater im VW-Bus gefahren, damals hatten wir noch einen gestürzten Motorradfahrer mit gebrochenem Bein ins Krankenhaus transportiert. Seitdem war der Pass immer wegen Wintersperre gesperrt, wenn wir in der Nähe waren.
Beginnend Prato allo Stelvio klettert die Straßen von ca. 900 auf 2760 m üNN auf der Nordost-Rampe in 48 nummerierten Spitzkehren. Bei einsetzender Dunkelheit kamen wir auf der Passhöhe an, wo es in den vergangenen Wochen schon geschneit hatte.
Für die Nacht suchten wir uns einen Platz in der letzten Kehre vor der Passhöhe. Wir hatten nachts noch zwei weitere Camper als Nachbarn.
Am Samstag “spazierten” wir auf den Wegen rund um die Passhöhe. Auf einer Höhe von ca. 3000 m ohne Akklimatisation eine längere Tour zu machen, trauten wir unserer Kondition dann doch nicht zu. Außerdem war das Wetter sehr wechselhaft, immer wieder regnete es, teils schneite es sogar leicht. Über die Dreisprachenspitze liefen wir in Richtung Röthelspitze. Ich fand die Informationstafeln über die im 1. Weltkrieg hier verlaufende Frontlinie zwischen Österreich-Ungarn und Italien direkt am Schweizer Territorium sehr interessant und konnte mich gar nicht satt lesen.
Wir überlegten noch kurz, an der Tibethütte weiter in Richtung Bergstationen der Lifte aufzusteigen, aber der Neuschnee war uns dann doch zu hoch.
Am Nachmittag verließen wir dann das Stilfser Joch und fuhren den Abstecher über den Umbrailpass – mit 2501 m üNN die Nr. 8 unter den Alpenpässen – in die Schweiz und wieder zurück nach Italien.
In Bormio wollten wir dann eigentlich den Passo di Gavia (2618 m üNN) fahren, leider informierten uns die Schilder, dass der Pass wider Erwarten geschlossen sei.
Also disponierten wir um und fuhren in Richtung Livigno, das sich in einem zollfreien Gebiet befindet. Über den Passo di Foscagno (2291 m üNN) kamen wir in den Wintersportort.
Der Diesel war mit 80 Cent pro Liter noch günstiger, also noch mal volltanken. Und dann ging es noch in einen Duty Free Supermarkt – ein Paradies für mich: Käse!!! Ganz tolle einheimische Sorten zu super Preisen. Ich konnte mich gar nicht mehr zurückhalten.
Eigentlich hatten wir geplant, noch in Italien einen Platz für die Nacht zu suchen, aber in Livigno wurde überall auf ein Campingverbot hingewiesen. Auf dem Weg in Richtung Schweiz über den Pass Forcolo di Livigno (2315 m üNN) fand sich kein geeigneter Platz. Also fuhren wir in die Schweiz auf den Berninapass (2328 m üNN) in dichte Wolken. Auf dem Parkplatz auf der Passhöhe wollten wir gerade WHATABUS parken, als schon ein Security-Mitarbeiter zu uns kam und uns fragte, ob wir hier etwa campieren wollten… er bewachte den Pass, da am Wochenende ein Oldtimer-Rennen hier stattfand.
Wir fuhren also weiter nach St. Moritz. Da alle paar Kilometer auf das Verbot zu campen hingewiesen wurde, beschlossen wir, die Schweiz so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Über den Malojapass (1815 m üNN) kamen wir wieder nach Italien und bezogen dort im ersten Dorf nach der Grenze Quartier und kochten uns abends um 9 Uhr endlich unser Abendessen. Nachts regnete es durch.
Sonntagmorgen stellten wir dann fest, dass wir in Villa di Chiavenna auf einem Parkplatz direkt am Stausee gegenüber von einem großen Wasserfall wunderschön standen. Leider regnete es. Also weiter nach Chiavenna. Dort hatte ein Supermarkt geöffnet, wo wir eigentlich nur Brot fürs Abendessen kaufen wollten. Aber diese Käseauswahl…. ich konnte mich wieder nicht bremsen.
Von Chiavenna (333 m üNN) ging es dann auf den Splügenpass (2113 m üNN). Am Splügensee frühstückten wir dann mit Blick auf den wunderbaren See und der Regen hörte auf.
Um uns zu bewegen, drehten wir eine Runde um den See. Wir waren doch gut zweieinhalb Stunden für ca. 9 km unterwegs – teils in einem Steilhang mit leichten Klettereinlagen zu Ruinen, die vielleicht von Strompfeilern oder Seilbahnen stammen.
Danach ging es über die Schweiz und Österreich in Richtung Memmingen, wo wir abends in Seibranz noch Selenas Bruder besuchten. Dort verbrachten wir auch die Nacht und starteten dann am Montagmorgen zurück nach München…
Fazit: ein leicht verlängertes Wochenende in vier Ländern (ohne an einer Grenze auch nur ansatzweise kontrolliert zu werden) – acht Pässe, zum Teil über 2700 m hoch – billig Tanken – und ganz viel Käse, was will man mehr???